Fakten statt Fiktion: Die Villa Pfauter und ihr Erhalt
Veröffentlicht von Alexander Kerle, Immobilienkaufmann, Chemnitz in Chemnitz, lebenswert · Mittwoch 23 Jul 2025 · 2:00
Unter der reißerischen Überschrift „"Nazivilla" auf Steuerzahler-Kosten? Stadtrat streitet um Denkmal-Zuschuss!“ veröffentlichte Tag24 am 19. Juli 2025 einen Artikel, der, um seiner klickstarken Schlagzeile gerecht zu werden, von unangemessenem "Nazi-Sprech" umrahmt ist und über 10.000 x aufgerufen wurde (Link zur Tag24- Veröffentlichung).
Ich durfte Mitte der 2010er Jahre die Revitalisierung von Villa, Remise und Parkanlage miterleben und helfen, diese bauhistorisch wertvolle Anlage wieder in Funktion zu bringen.
In dem Beitrag von Tag24 geht es tatsächlich nicht etwa um Subventionsmillionen für einen Nazibau, sondern lediglich um eine vergleichsweise lächerliche Summe von 413 Euro, die von der Eigentümergemeinschaft als Zuschuss für Ersatzpflanzungen beantragt wurde. Die Gemeinschaft der Eigentümer und Bewohner investiert jährlich mehrere tausend Euro in die aufwendige Pflege und den Erhalt der denkmalgeschützten Parkanlage, die einen Teil der grünen Lunge des Pfarrhübels darstellt. Während Rüdiger Stender (Stenderprojekt GmbH) als damaliger Bauträger und heute die Eigentümer und Bewohner des Anwesens erhebliche Mühe und finanzielle Mittel für den Erhalt der Gebäude und der geschützten Parkanlage aufbringen, werden sie durch diese Tag24-Schlagzeile nun möglicherweise als Investoren und/oder Bewohner einer sogenannten "Nazivilla" stigmatisiert.
Dies ist absolut nicht hinnehmbar. Keiner der Beteiligten möchte mit einem Nazi-Begriff in Verbindung gebracht werden – und das völlig zu Recht. Nicht einmal der ursprüngliche Erbauer der Villa, Hermann Pfauter, kann der NSDAP oder einer ihrer Organisationen nahegestanden haben; er verstarb lange vor der Machtergreifung Hitlers. Die Behauptung, die Villa sei durch die SS genutzt worden, ist historisch nicht belegt.
Belegt ist hingegen die Nutzung als sozialistisches Vorzeigekinderheim zu DDR-Zeiten und der anschließende Verfall im kommunalen Besitz der Stadt Chemnitz. Fördermittel zur Widerherstellung des Areals flossen zu keinem Zeitpunkt. Innerhalb der letzten knapp 10 Jahre erhielt die Eigentümergemeinschaft lediglich einmal einen dreistelligen Betrag als Zuschuss für behördlich angeordnete Ersatzpflanzungen.
Das Interesse des Tag24 Redakteurs war ganz offensichtlich nicht eine sachliche Berichterstattung über den Erhalt eines Denkmals und die damit verbundenen Kosten. Ihm und dem Verlag geht es mit skandalisierenden Schlagzeilen und Texten lediglich um Aufmerksamkeit und Klicks. Ein Haus und ein Park können keine Nazis, nur stumme Zeitzeugen sein!
